Geistreiches

Apostel Philippus und Jakobus den Jüngeren mit Christus als Schmerzensmann
(Epitaph Leonhard Spengler um 1488
in Sankt Lorenz, Nürnberg)
Foto: Theo Noll / www.nuernberg.museum

Unser Gemeindebrief
An dieser Stelle veröffentlichen wir regelmäßig die Andacht aus dem derzeit aktuellen Gemeindebrief. Der Gemeindebrief selbst erscheint etwa alle 3 Monate. Er enthält verschiedene personenbezogene Daten und kann daher nicht komplett zum Download eingestellt werden. Er wird nur als gedrucktes Exemplar an Gemeindeglieder verteilt sowie in der Magdalenenkapelle ausgelegt. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, den Gemeindebrief als pdf-Datei per E-Mail zu erhalten. Wenden Sie sich dazu bitte an das Pfarramt und legen Sie kurz Ihre Beweggründe für den gewünschten Bezug dar.

Der Brief

Spricht zu ihm Philippus:
Herr, zeige uns den Vater und es genügt uns.
(Johannes 14,8)

Liebe Leser,

das Cover des Gemeindebriefs zeigt diesmal den Schmerzensmann Christus mit seinen Aposteln Philippus und Jakobus dem Jüngeren, deren Gedenktag die lutherische Kirche am 3. Mai begeht. Letzterer muss ein eher zurückhaltender Typ gewesen sein. Wir kennen ihn eigentlich nur aus den Apostellisten und er ist zu unterscheiden von dem bekannteren Jakobus, dem Bruder des Johannes. Von Jakobus dem Jüngeren wissen wir zudem, dass seine Eltern Alphäus und Maria hießen. Diese Maria war eine der Frauen, die auf Golgatha unter dem Kreuz Jesu standen. Laut der Tradition starb er in Ägypten den Märtyrertod.

Bei Philippus verhält es sich anders. Er ist wesentlich prominenter als Jakobus d.J. Er kommt an mehreren Stellen im Johannesevangelium vor. Philippus ist es, der Nathanael (Bartholomäus) einlädt, Jesus kennenzulernen (Joh 1). Später wird er in Jerusalem von Griechen angesprochen, die Jesus sehen wollen. Philippus und Andreas teilen das dann Jesus mit, worauf er mit den Worten reagiert: „Die Zeit ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht werde.“ Das bedeutet, dass die Zeit seines Leidens und seiner Kreuzigung gekommen war (Joh 12).

Im Abendmahlssaal entwickelt sich auf die Aussage Jesu hin „Wenn ihr mich erkannt habt, so werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Und von nun an kennt ihr ihn und habt ihn gesehen“ folgender Dialog zwischen dem forschen Philippus und Jesus: Spricht zu ihm Philippus: „Herr, zeige uns den Vater und es genügt uns.“ Jesus spricht zu ihm: „So lange bin ich bei euch und du kennst mich nicht, Philippus? Wer mich sieht, der sieht den Vater! Wie sprichst du dann: Zeige uns den Vater?“

Philippus zeigt hier Schwäche und versteht noch nicht, was Jesus meint. Ihm ist der Sohn nicht genug. Er will den Vater leibhaftig sehen, wie Mose ihn am Berg Sinai gesehen hat. Er ist in seinem Gebet andererseits aber auch ein Vorbild, indem er Jesus als seinen Herrn anerkennt. Seine Bitte zeigt auch, dass er darauf vertraut, dass sein Herr den Jüngern den Vater zeigen kann. So bekennt er auch, dass er den Vater noch nicht genug kenne und ihn besser kennen lernen wolle. Zudem macht er ganz klar, dass das Einzige, was im Leben wirklich entscheidend ist, ist den Vater zu kennen. Gott ist das allerhöchste Gut. Wer den kennt, sieht und hat, ist völlig versorgt, erquickt und satt. Er genügt. Alles andere ist zweitrangig. Wie sehr stinken unsere Gebete dagegen oft ab, wenn wir Gott vor allem um vergängliche, zweitrangige Dinge bitten?!
In Jesu Antwort kommt dann zum Ausdruck: Durch ihn schauen wir in Gottes Wesen hinein und in ihm als der höchsten Weisheit, als dem leiblichen Wort Gottes, offenbaren sich die tiefsten Geheimnisse. Wer den Herrn Jesus gesehen hat, als er im Fleisch auf dieser Erde wandelte, hat Gott mit leiblichen Augen gesehen, weil sich in ihm Gottheit und Menschheit vereinigt haben. Wer also Gott mit Gewissheit sehen will, wer sagen will „Das ist sein Wort, sein Wille und das hat er für uns getan“, der richte die Augen des Glaubens auf Christus, wie er uns durch die Apostel in der Bibel bezeugt wird und wie er heute noch in den Sakramenten zu uns kommt.

Nach Himmelfahrt und Pfingsten wirkte Philippus einer Überlieferung nach in Kleinasien und der heutigen Ukraine bis er in Hierapolis – wie sein Herr – den Kreuzestod starb. Daher wird er oft mit einem Kreuzstab dargestellt.

Ihr/Euer Pastor Felix Hammer